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Jahresrückblick 2019

Wenn ich an 2019 denke, dann weiß ich garnicht, wo ich anfangen soll. Dieses Jahr ist so unglaublich viel passiert und das Meiste davon war gut. Unterm Strich zumindest.

Das allerbeste zuerst: es ist einfach nichts passiert. Im Hinblick auf meine Multiple Sklerose. Am 21. Dezember 2018 hat mein letzter Schub geendet und meine Diagnose wurde 2 Jahre alt. Im Vergleich zum Jahr davor ist das sehr wenig, denn ich hatte vorher alle 2-3 Monate einen Schub. Diese Ruhe war gleichzeitig wunderschön, aber auch ungewohnt. Anfangs habe ich dem Frieden nicht so richtig getraut, aber mittlerweile bin ich viel zuversichtlicher geworden, dass wirklich Ruhe eingekehrt ist.

Ein weiterer sehr prägender neuer Faktor in meinem Leben ist seit diesem Jahr mein Rollstuhl. Ich bin sehr froh, dass ich ihn habe, denn ohne ihn könnte ich mein Leben nicht so leben, wie ich es jetzt kann. Er hat mir wunderbare Erfahrungen mit anderen Menschen geschenkt. Manche von ihnen waren etwas zu hilfsbereit, andere zu wenig. Mir wurde das erste Mal unterstellt, ich würde meinen Rollstuhl gar nicht brauchen. Ich bin das erste Mal mit meinem Rollstuhl in den Urlaub geflogen und ins Kino gegangen. Ich machte mir das erste Mal in meinem Leben ernsthafte Gedanken um Barrierefreiheit, weil ich plötzlich selbst vor einer Barriere stand. Ich lernte Bus fahren, kippeln und viele andere Dinge, die man im Alltag als Rollstuhlfahrer braucht. Ich war mit meinem Rollstuhl im Fitnessstudio und habe mittlerweile nicht einmal mehr ein komisches Gefühl dabei, denn die Leute dort sehen mich als Vorbild und nicht als Simulantin an. Ich lernte und lerne immer noch meine Grenzen kennen. Ich bin das erste Mal betrunken Rollstuhl gefahren (es ist viel lustiger wie betrunken zu laufen). Für alle diese Erfahrungen bin ich sehr dankbar, denn sie machen mich zu dem Menschen, der ich jetzt bin.

2019 war auch das Jahr, in dem ich meinen Sport gefunden habe: Rollstuhlbasketball. Ironischerweise bin ich tatsächlich erst sportlich geworden, seit ich meinen Rollstuhl habe. Vorher habe ich mich ein oder zwei Mal an Fitnessstudios versucht und dann nach spätestens 2 Monaten wieder aufgegeben. Das erste Mal in meinem Leben habe ich einen Sport gefunden, der mir so viel Spaß macht, dass ich nicht damit aufhören kann und will. Und in dem ich nicht gerade grottig schlecht bin. Seit ich damit angefangen habe, ist Rollstuhlbasketball aus meinem Leben einfach nicht mehr wegzudenken.

Anfang des Jahres habe ich zu meiner ersten Autoimmunkrankheit gratis noch eine Zweite dazu bekommen: Zöliakie. Nachdem meine ersten Erfahrungen mit glutenfreiem Essen schrecklich waren (was immer noch die Untertreibung des Jahrhunderts ist), habe ich mich mittlerweile aber gut damit arrangiert und esse zuhause nicht anders wie vorher auch. Doof wird nur alles, was außerhalb meiner Wohnung liegt, aber auch das ist Gewohnheitssache.

Ich habe mit meiner Examensvorbereitung begonnen, was ein sehr aufregender Schritt für mich war. Ich hatte unheimlichen Respekt davor, der sich mittlerweile aber etwas gelegt hat. Es ist unfassbar viel Stoff, aber ich habe trotzdem noch ein Leben und kann Freunde treffen.

Ich habe neue Menschen kennen gelernt, die ich in meinem Leben nicht mehr missen möchte. Für diesen Punkt bin ich besonders dankbar, denn viele Situationen sind ohne Freunde viel schwerer als mit ihnen und oft sind Denkanstöße von außen sehr hilfreich, wenn ich mich in etwas verfahren habe. Abgesehen davon, dass das Leben mit Freunden einfach mehr Spaß macht. Es ist toll zu wissen, dass es Menschen gibt, die immer für mich da sind. Danke!

Auf ein erfolgreiches Jahr 2020.

 

Foto: Tim Reckmann / pixelio

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