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Corona-Chronik: Part 1

Es ist Sonntag Mittag. Ich kann die Vögel zwitschern hören. Ich sitze auf dem Balkon in der Sonne und trinke Kaffee. Scheinbar ein ganz normaler Sonntag. Doch es ist ruhig. Zu ruhig. So wie die letzten Tage vor heute auch. Denn irgendwie ist im Moment garnichts normal. Denn das Land wird seit Tagen nur noch von einem Thema beherrscht: Corona. Egal, wann ich auf mein Handy schaue: irgendetwas gibt es immer.

Ich kann es langsam nicht mehr hören. Ich wünsche mir sogar Greta Thunberg und den Klimawandel als Topthema zurück. Denn selbst während diesen Diskussionen hat sich die Welt nicht nur darum gedreht. Es gab noch andere Gesprächsthemen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis. Doch seit Corona ist alles anders. Früher oder später endet nahezu jedes Gespräch mit einem Meinungsaustausch über Corona, dessen Gefährlichkeit und die Erforderlichkeit dieser oder jener Maßnahme. Dabei ist es egal, ob ich die Person im Supermarkt getroffen habe oder mit ihr telefoniere. Zum Glück werden die Minuten, in denen alltägliche Gespräche geführt werden, langsam wieder länger.

Was aber bleibt, sind die Maßnahmen, gegen die Verbreitung des Virus. Wenn mir jemand vor zwei Wochen gesagt hätte, dass wir uns heute nicht mit mehr als fünf Leuten zusammen draußen bewegen dürfen und alle Freizeiteinrichtungen, Cafés und Restaurants geschlossen sind und nicht einmal Schulen und Universitäten mehr geöffnet haben, dann hätte ich diese Person einfach nur stumpf ausgelacht. Zu diesem Zeitpunkt war das alles so weit weg und letztendlich ging dann trotzdem alles Schlag auf Schlag.

Das ganze Leben ist im wahrsten Sinne verrückt geworden. Nichts ist mehr so, wie es war. Es gibt keinen Alltag mehr und alles ist aus den Fugen geraten. Die Nachrichten verängstigen viele Menschen. Die Gesellschaft wird gerade gespalten: Es gibt die, die all diese Maßnahmen für übertrieben halten und sie nicht akzeptieren wollen und es gibt die, denen selbst die bisher ergriffenen Maßnahmen nicht weit genug gehen.

Wer innerhalb der letzten zwei Wochen versucht hat, Klopapier zu kaufen, ist in 95% der Fälle gescheitert, weil er vor einem vollständig leer geräumten Regal stand. Ähnliche Erfahrungen gibt es mit Nudeln, Mehl, Pesto, passierten Tomaten und Küchenrolle. Selbst Desinfektionsmittel wurde gehamstert. Ich habe Geschichten gelesen von bestohlenen Kinderonkologiestationen und Rettungswagen. Und musste voller Entsetzen feststellen, was Hysterie und Panik aus Menschen machen kann. Vieles scheint einfach nicht mehr hinterfragt zu werden.

Auf der anderen Seite fangen Leute wieder an, mit ihren Liebsten zu telefonieren. Es werden sogar wieder (handgeschriebene) Briefe verschickt. Die Menschen gehen wieder in die Natur spazieren. Sie kaufen für ihre Nachbarn ein, die zur Risikogruppe gehören und die sie vielleicht bis dahin nicht einmal kannten.

Ich weiß nicht, wo das hin führen wird, aber eins ist sicher: Unsere Welt wird sich verändern.

Foto: Christian Daum / pixelio

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