“Freiheit”
Das ist wohl nicht das erste Wort, das nicht betroffenen Menschen einfällt, wenn sie an einen Rollstuhl denken. Für viele Menschen ist der Rollstuhl ein lästiges Übel, das der Betroffene am besten so schnell es geht wieder los werden sollte. Sie denken, er schränke ein. Mache vieles umständlicher bis unmöglich. Mache hilfsbedürftig und verhindere ein selbstständiges, “normales” Leben. Vor diesem Hintergrund höre ich immer wieder
“Das muss doch schlimm für dich sein. Ich könnte das nicht.”
Und immer wieder ernte ich verwirrte Reaktionen, wenn ich das verneine und sage, dass ich froh bin, meinen Rollstuhl zu haben. Immer wieder muss ich erklären, was ein Rollstuhl für einen Rollstuhlfahrer bedeutet: die Chance auf Freiheit und ein selbstbestimmtes Leben. Sich selbstständig von A nach B bewegen zu können, vorausgesetzt die oft noch fehlende Barrierfreiheit macht einem keinen Strich durch die Rechnung. Niemanden fragen zu müssen, ob er jetzt Zeit hat, mit einem irgendwo hin zu fahren.
Dennoch stimmen manche Vorurteile Nichtbetroffener teilweise trotzdem. Ja, mein Rollstuhl macht manches schwerer oder umständlicher.
Ich komme damit keine Treppen hoch. Es ist teilweise anstrengender, vorwärts zu kommen (vor allem bergauf). In viele Häuser komme ich nur, wenn ich in der Verfassung bin, die Treppen hoch zu kommen und mir jemand meinen Rollstuhl hoch trägt. Alleine ist das undenkbar.
Im Supermarkt komme ich nicht an die obersten Regale. Nun habe ich das Glück, dass ich anfangs noch aufstehen kann, aber je schwerer meine Kiste, desto weniger ist auch das für mich machbar. Dann muss ich Leute fragen, ob sie mir dieses oder jenes herunter geben können. Wobei ich dabei bisher viele positive Erfahrungen mit Hilfsbereitschaft gemacht habe.
Ihr dürft nur eines nicht vergessen: In diese Situationen würde ich ohne meinen Rollstuhl nie kommen. Weil ich nie in den Supermarkt oder bis zu dem Haus mit den Treppen gekommen wäre. In vielen dieser Situationen liegt die Einschränkung nicht in meinem Rollstuhl an sich, sondern in der fehlenden Barrierefreiheit. Mein Rollstuhl wäre kein Problem, wenn vor dem Klamottenladen keine Stufe wäre. Oder wenn es einen Aufzug gäbe, mit dem ich die Treppen umgehen könnte.
Vieles ist anders geworden, seit ich rolle. Mir hat es sehr geholfen, das ganze als Herausforderung zu sehen. Ich habe dadurch gelernt, dass alles irgendwie geht, nur anders als früher. Ja, es ist oft umständlicher oder ich muss etwas kreativ werden, aber am Ende bin ich da, wo ich hin wollte.
Ohne meinen Rollstuhl wäre ich wohl nicht in der Lage, mein Leben so selbstständig zu bewältigen, wie ich das schaffe. Mein Rollstuhl bedeutet meine Freiheit.
Foto: twinlili / pixelio
[…] in meinem Leben ist seit diesem Jahr mein Rollstuhl. Ich bin sehr froh, dass ich ihn habe, denn ohne ihn könnte ich mein Leben nicht so leben, wie ich es jetzt kann. Er hat mir wunderbare Erfahrungen mit anderen Menschen geschenkt. Manche […]